Dem Hass keine Chance – Vielfalt wählen …
Wahlaufruf zur Bundestagswahl 2017
„Am 24. September 2017 ist Bundestagswahl! Die Bürger_innen sind
aufgefordert, ihre Vertreter_innen zu wählen und durch ihre
Mehrheitsentscheidung einer neuen Regierung das Mandat zu geben. Es gibt
viele Argumente, von denen Christ_innen ihre Wahlentscheidung abhängig
machen können – eine aber sollte im Vordergrund stehen: Christ_innen geben
ihre Stimme einer Partei oder Person, die für Humanität, Freiheit und
Demokratie eintritt!
Ein großer Teil der Bevölkerung wirft den politischen Debatten im Vorfeld der
Wahl vor, sie seien langweilig. Dabei kann das doch eigentlich die kleinste Sorge
sein angesichts eines Klimas der Hetze, der Verunglimpfung und der offenen
Lüge, die vor allem von rechtspopulistischen Kreisen in den Wahlkampf getragen
werden. Einer der Schauplätze, auf denen der Hass gegenwärtig immer wieder
spricht, ist die Geschlechterpolitik.
Die AfD und die ihr nahestehenden neokonservativen und rechten Kräfte ziehen
auch im Bundestagswahlkampf gegen eine Geschlechterpolitik zu Felde, die sich
an den Realitäten der Menschen orientiert. Sie geben vor, Familie stärken zu
wollen, doch tatsächlich schreiben sie ein stereotypes Bild vom Mann- und
Frausein und vom Zusammenleben fest und grenzen andere Lebensentwürfe
aus. Vor allem die aktuellen Wahlplakate der AfD propagieren das Frauenbild der
deutschen gebärenden Mutter und erinnern erschütternd an die rassistische
Bevölkerungspolitik des Nationalsozialismus. Männer hingegen, die eine
Teilhabe von Frauen an Karriere und in der Politik fordern, werden gegenüber
den Medien als „Köterrasse“ verächtlich gemacht, die in einem „mann- und
wehrhaften“ Deutschland keinen Platz haben. Homosexualität wird als
Abweichung und Fehler der Natur stigmatisiert.
Das Evangelische Zentrum Frauen und Männer betrachtet diese Verrohung der
politischen Argumentation mit Sorge und ruft vor allem die Menschen in den
evangelischen Kirchengemeinden auf, mit ihrer Wahlbeteiligung an der
Stabilisierung des demokratischen Gemeinwesens mitzuwirken. Eine Volkskirche,
die immer auch die unterschiedlichen Strömungen in der Gesellschaft
widerspiegelt, wird nicht um die kontroverse Diskussion über Fragen der
Sexualität und der Lebensformen herumkommen. Jedoch muss sie sich in der
ethischen Grundhaltung von anderen Organisationen deutlich abheben: indem
sie vom Respekt vor der Vielfalt des menschlichen Lebens als Teil der göttlichen
Schöpfung getragen ist.
Daher rufen wir die Wählerinnen und Wähler auf: Gehen Sie zur Wahl und
erteilen Sie Populismus, Menschenfeindlichkeit und antidemokratischem Denken
eine deutliche Abfuhr! Treten Sie mit Ihrer Abstimmung ein für ein Deutschland,
in dem allen Gerechtigkeit widerfährt und in dem Menschen ihr Leben in Vielfalt
so gestalten können, wie es ihrer individuellen Persönlichkeit entspricht!
Dr. Eske Wollrad und Martin Rosowski
Geschäftsführende