Laudatio auf Jonathan Steinkers „Zahnputzandacht“: „Das Schwerste“
von Martin Rosowski
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Preisträger,
Allein für dieses Format sollte man einen Predigtpreis ausloben: Zahnputzandacht –
regelmäßig, kurz, sinnvoll, erfrischend – wie Zähneputzen halt. Jeden Samstag gibt
es für die Menschen in Kolzenburg, Frankenfelde, Luckenwalde und anderen
schönen Orten das Angebot einer Zahnputzandacht: regelmäßig, kurz, sinnvoll,
erfrischend – zu sehen und zu hören auf Youtube. So auch am 03.09.2022. Jonathan
Steinker widmete seine Andacht an diesem Wochenende unserem Jahresthema der
Männerarbeit der EKD: „Mein Seufzen ist Dir nicht verborgen“ (Psalm 38,10). Er
verwendet den Text der `Volxbibel´: „Du hörst, wenn ich stöhne, wenn mein Herz
vor Schmerz abgeht.“ Eine ungewöhnliche Sprache für eine Bibel. Kein Wunder, die
´Volxbibel´ bemüht sich sprachlich um Bezüge zur Moderne und zur Lebenswelt von
Menschen. Sie gilt als einzige Bibel weltweit, die im Internet mithilfe des
„Crowdsourcing-Prinzips“ ständig sprachlich weiterentwickelt wird.
Jonathan Steinker bleibt dem für Verkündigung ungewöhnlichen Genre auf ganzer
Linie treu und reicht seine Predigt für den Predigtpreis Männer ein: In Form eines
Youtube-Links, mit den begleitenden Worten: „Die verschriftliche Version ist in den
Untertiteln …“
Jonathan Steinker ist Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Luckenwalde. Für die
Bearbeitung des Jahresthemas „Mein Seufzen ist Dir nicht verborgen – Sorgende
Männer, Sorgen der Männer, Sorgen um Männer“ hat er die freiwillige Feuerwehr
seiner Gemeinde eine Zeit lang mit dem Handy begleitet und ist mit den Männern –
und noch ist die freiwillige Feuerwehr in Luckenwalde wie überall in unseren
Gemeineden trotz des tollen Einsatzes unserer Kameradinnen vorwiegend von
Männern geprägt – ins Gespräch gekommen. Die Kameradinnen und Kameraden
unserer freiwilligen Wehren sind oft die Ersten, die an Unfallorten oder
Brandstellen mit schrecklichen Schicksalen der betroffenen Menschen konfrontiert
werden. Wie schwer das ist, kommt in den kurzen Statements der Männer im Clip
zum Ausdruck. Jonathan Steinke fragte sie: „Was ist das Schwerste in Eurem Alltag
der Einsätze?“ – und dann kommen oft dieselben Aussagen: „Das Leiden“, „die
körperlichen und seelischen Versehrungen der Menschen“, „Wenn Kinder betroffen
sind“ …
„Wir haben darüber geredet, was sie erlebt haben, damit das Seufzen raus kann und
sich nicht in der Seele einbrennt. […] Die starken Männer, die scheinbar alles
aushalten, trauen sich über das zu reden, was sie belastet. Oft mit bissigem Humor,
manchmal mit derben Flüchen, manchmal mit Tränen“, beschreibt Jonathan
Steinker seine Erfahrungen mit den Männern der Feuerwehr Luckenwalde. Und in
kurzen schlichten Worten stellt er über die Gebetszeile des Psalms den Bezug zur
Gemütsverfassung der Männer her, beschreibt seine seelsorgerliche Erfahrung des
gemeinschaftlichen Bearbeitens der Not und des Leides als das Erfahren der Liebe
Gottes, auf der Vertrauen gründen darf: Gott Du weißt was ich brauche …, Du hörst,
wenn ich stöhne, wenn ich vor Schmerz abgehe … Du gibt’s den Menschen die Kraft
für die Arbeit in der Feuerwehr und der Notfallseelsorge. Du schickst sie. Du hörst
die Not, Du kommst selbst trösten. Du bist da. Gott sei Dank!“
Wenn wir diesen Predigtpreis Männer ausschreiben, weil wir den Lebensbezug von
Männern und eine darauf Bezug nehmende Sprache und Form in der Verkündigung
stark machen wollen, dann könne wir gar nicht anders, als Ihre Predigt
auszuzeichnen. Danke für Ihren Mut, und die allerherzlichsten Glückwünsche,
Jonathan Steinker.