Gottesdienst-Ideen

Predigt-Gedanken

Vater betet

    Predigt-Gedanken
     

    Heute ist das Fest Christi Himmelfahrt. Und auch „Vatertag“. In der Predigt zum vorgeschlagenen Text soll versucht werden, das ein klein wenig zu verbinden.

    Lukas 24, 50-53
    50 Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude 53 und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.



    Ich wundere mich gern. Die Geschichte aus der Bibel, die wir hier hören – da kann man sich schon wundern!

    Man muss sich das mal so vorstellen, wie es früher die Leute taten. Vor zweitausend Jahren und auch noch lange danach. Der Himmel war sehr weit oben. Man konnte da nicht einfach hinfliegen. Erst recht nicht eine Rakete nehmen und sogar über den Himmel hinaus schießen und gucken, was da wohl sein mag.

    Nein, es war klar: Der Himmel, das ist das, was über uns alle hinausgeht.

    Kein Wunder also, dass dieser wundersame und wunderbare Jesus von Nazareth gerade dahin geht in der Geschichte. Er geht weg, ja. Aber er geht nicht verloren, nein. Er ist von nun an im Himmel.

    Es gibt wunderbare Tage, da können wir in den Himmel schauen und staunen. Wenn er königsblau und rein auf uns herunter schaut. Oder wenn milde, sonnenbeschienene, weiße oder goldfarbene oder rote Wolken schweben. Da geht einem ganz von allein das Herz auf!

    Der Himmel – das ist alles, was wir uns erträumen!

    Der Himmel kann voller Geigen hängen. Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Es gibt himmlische Gefühle!

    Komisch… Es ist gar nicht nötig, zu sagen, was das heißt. Jeder Mann, jede Frau, jeder Junge und jedes Mädchen wissen, wie sich das anfühlt.

    Himmlische Gefühle. Was himmlische Freude ist, das wissen Kinder. Besser als die Großen sogar. D. h. die neigen immer stärker dazu, es zu vergessen. Bis, ja bis vielleicht wieder oder noch einmal und plötzlich uns jemand anhimmelt. Wenn wir – aus welchem Grund auch immer – im siebten Himmel schweben. (Unsere Mannschaft wird Meister, das Essen zergeht auf der Zunge, ein Kind wird geboren, der Kaffee schmeckt, wir bekommen ein Kompliment… Welche Gründe gibt es alles – wenn wir es nur zulassen?)

    In unserer Geschichte kommt Jesus in den Himmel. Das muss etwas Großartiges sein! Und so empfinden die, die dabei waren, überwältigende Freude.

    Dieser Jesus ist jetzt da, wo er hingehört: bei seinem Vater. Mit dem er, wie Johannes immer wieder betont, „eins ist“. Er ist also vollkommen. Bei sich. Und damit offen und zugänglich für Alle und Alles. Das ist die Botschaft (oder eine von mehreren dieser erstaunlichen, symbolgewaltigen Geschichte). Das passt ja dann auch dazu, dass die Kinder zu ihm kommen dürfen. So, wie sie sind, kommen wir in das Himmelreich. Nur so.

    Wir verstehen gleich, wie das gemeint ist, auch wenn es sich nicht leicht beschreiben lässt. Kennen wir das etwa aus unseren Erfahrungen? Vielen von uns ist es nicht so gut gegangen. Wir können nicht so einfach sagen, wir hätten diese starke Verbundenheit zu unserem Vater. Wir Männer und wir Frauen haben vieles entbehrt. (Das hat viel mit den Verletzungen zu tun, die die Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts hinterlassen haben. Aber auch mit dem Männerbild, das noch viel, viel länger zurückreicht. Und das heute sich zu wandeln beginnt.)

    Es gibt kaum etwas, das die meisten Männer so aufwühlen kann, wie sich den schmerzlichen Erfahrungen mit dem eigenen Vater zu stellen. Und wie es einen geprägt hat. Das ist wichtig zu wissen und, wenn möglich zu verstehen und dem nachzugehen. Für den einzelnen Mann. Auch für seine Frau. Und für die Art und Weise, wie einer Vater ist oder sein möchte. Ein guter Vater nämlich.

    Ob wir ihn haben oder hatten oder nicht: Wir tragen in uns ein Gespür, wie er sich anfühlt. Ebenso, wie sich die „gute Mutter“ anfühlt. Jenseits dessen, was wir erlebt haben. Unsere Geschichte ist deshalb auch eine der Sehnsucht. In den Himmel kommen, zum Vater kommen, ganz werden. Das ist es, was das Wort Glauben ausdrückt. Jede und Jeder von uns, Frau, Mann, Kind, weiß, wie es ist, ganz viel Vertrauen zu spüren. Der Himmel – das ist alles, was wir uns erträumen!

    Keine und Keiner von uns kann es schaffen, so etwas immer zu erleben. Oder so zu sein, dass die Kinder uns immer vertrauen können. Aber wir dürfen daran glauben. Wir dürfen uns sehnen. Wir dürfen das Gefühl haben, wie es wäre… Und erstaunlicher- und wunderbarerweise kann das etwas sein, was uns trägt. Und was Flügel und Leichtigkeit verleiht. Erstaunlicher- und wunderbarerweise wird dabei das Herz weit. Der Himmel geht auf.



    Jens Janson, Referent der Männerarbeit der EKD

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